Zwei Landesdienste des in Prag ansässigen Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) sollen mit autoritären Regimen in Kasachstan und Tadschikistan kooperieren. Wurde der amerikanische Freiheitssender unterwandert, damit er Sprachrohr für Diktatoren wird?

In Zentralasien stehen zwei Landesdienste der amerikanischen Nachrichtenorganisation RFE/RL unter schwerem Verdacht: Die in Prag ansässigen Redaktionen von Azattyq, dem kasachischen, und Ozodi, dem tadschikischen Dienst, sollen von den autoritären Regimen in den Ex-Sowjetrepubliken Kasachstan und Tadschikistan unterwandert worden sein.

Dubiose Geschäftsverbindungen

Das Nachrichtenportal Eurasianet und das Wall Street Journal berichteten kürzlich, Ozodi habe Berichte über korrupte Machenschaften des tadschikischen Präsidenten Emomali Rahmon bewusst zurückgehalten, es habe direkte Kontakte zwischen tadschikischen Offiziellen und der Chefredaktion von Ozodi gegeben. Ein tadschikischer Radiosender, der dem Schwager des Präsidenten gehöre, werde seit 2016 durch ein Kooperationsprogramm mit Ozodi gefördert. Geldgeber ist der US-amerikanische Kongress, der RFE/RL durch Steuergelder finanziert.

Regierungsnahe Eliten missbrauchen offenbar auch Azattyq, den kasachischen Dienst von RFE/RL. Zwei unveröffentlichte interne Berichte von RFE/RL, die dem journalist vorliegen, analysieren die Kontakte des Managements von Azattyq bis in die politische Elite Kasachstans. Demnach werde Azattyq von einem der mächtigsten Clans in Kasachstan instrumentalisiert. „Eine Gruppe regionaler Eliten“, heißt es da, kontrolliere die Redaktion und verfolge eine eigene „religiöse und politische Agenda“.

Seit Monaten schon erheben aktuelle und ehemalige Mitarbeiter Vorwürfe: „Azattyq produziert PR-Material für das kasachische Regime“, sagt die Journalistin Asem Tokayeva. „Zensur steht auf der Tagesordnung. Missliebige Mitarbeiter werden entlassen und durch Freunde und Verwandte der Chefredaktion ersetzt.“ Tokayeva arbeitete von 2004 bis 2017 für Azattyq.

Weiterlesen: journalist – Das Medienmagazin, 6/2019