Die USA haben Tadschikistan, Usbekistan und Kasachstan ersucht, afghanische Staatsbürger, die in Afghanistan für die US-Truppen gearbeitet haben, aufzunehmen, um sie vor Übergriffen durch die Taliban zu schützen.

Tadschikistan und Usbekistan haben das abgelehnt, sich jedoch bereiterklärt, humanitäre Flüchtlinge aufzunehmen.

Dazu, was hinter der Absage an die USA steht und wie die zentralasiatischen Staaten mit einem möglicherweise anstehenden Flüchtlingsstrom aus Afghanistan umgehen werden, hat mich das Schweizer Radio SRF4 in einem Korrespondentengespräch befragt,

Es ging um folgende Fragen:

  • Tausende afghanische Mitarbeiter der USA sind in Lebensgefahr, falls sie in die Hände der Taliban fallen. Warum helfen Usbekistan und Tadschikistan nicht?
  • Sie sagen, in diesem Entscheid geht es auch darum den Taliban ein Zeichen zu senden – Welches Kalkül steckt da dahinter?
  • Wirtschaftliche Überlegungen in dem Fall, aber wäre es für zentralasiatische Länder nicht lukrativer mit einer Grossmacht zu kooperieren – in diesem Fall der USA – als mit den Taliban zusammenzuarbeiten?
  • Kann man also sagen: Die Taliban feiern also nicht nur militärische Erfolge, sondern werden als Partner auf Augenhöhe angesehen – Heisst das die Zentralasiatischen Länder stellen sich also schonmal auf eine baldige Machtübernahme der Taliban ein?
  • Der afghanische Konflikt löst jetzt schon große Flüchtlingsströme aus. Tadschikistan hat angekündigt, hunderttausende Menschen aufnehmen zu wollen. Das Land ist aber bitterarm – Wie soll das denn gehen?
  • Es wird befürchtet, dass die Flüchtlingsströme die gesamte zentralasiatische Region weiter destabilisiert – Teilen Sie diese Befürchtung?

Grundsätzlich herrscht in Europa bisher eine sehr westliche Sicht auf den möglichen Umgang der zentralasiatischen Staaten mit der Konfliktsituation in Afghanistan nach dem Abzug der Truppen der USA. Die Staaten in Zentralasien leben aber in unmittelbarer Nachbarschaft zu Afghanistan und müssen einen möglichst friedlichen Weg finden, mit den Taliban umzugehen und die Situation an ihrer südlichen Grenze zu deeskalieren. Bisher ist das der Zugang über gemeinsame wirtschaftliche Projekte.

In einem Hintergrund für den Deutschlandfunk werde ich am 5. August das Thema “Zentralasien nach dem Abzug der US-Truppen aus Afghanistan” ausführlicher analysieren.