Atomares Erbe

von © National Geographic Deutschland, Explore, 24.03.2020, 27 min

Für diese Episode des National Geographic Podcasts Explore habe ich den Kollegen rund um die Geschichte des Atomwaffentestgeländes in Kasachstan und sein atomres Erbe Rede und Antwort gestanden.

Darin erzähle ich erzähle über das so genannte Polygon in Semipalatinsk, heute Semey, in Kasachstan.

Atomares Erbe – Noch immer erkranken Menschen

Von 1949 bis 1989 wurden hier fast 500 Atomwaffentests durchgeführt. 1991 wurde das Gelände stillgelegt. Doch noch heute leiden Menschen unter den Folgen der nuklearen Strahlung.

Hier gubt es die gesamte Podcast-Folge, in der es noch auch noch um Wassermanagement in Zentralasien geht.

Die Erben des Kalten Lrieges

In dieser Reportage von 2012 porträtiere ich betroffene Familien in der Region um Semey und schildere, wie einschneidend die Folgen bis heute sind.

Dazu gibt es diese Fotoserie.

Die fünfjährige Amina Taitenowa und ihre drei Jahre ältere Schwester Assylzhan. Beide Mädchen wurden mit Mikrozephalie geboren, einer Verkleinerung des Kopfes, die mit einer geistigen Behinderung einher geht.
Die Schwestern wohnen gemeinsam mit ihren Eltern in einem Wohnwagen in Semey, dem früheren Semipalatinsk, im Nordosten Kasachstans. In der Nähe der Stadt lag das Atomwaffentestgelände der Sowjetunion.
Amina bei der Logopädin. Die Fünfjährige ist trotz ihrer Einschränkungen wissbegierig und ausgesprochen aufgeweckt.
Das Mädchen bekommt zudem physiotherapeutische Behandlungen, um seine motorischen Fähigkeiten zu verbessern.
Auf der Kinder-Krebsstation des Universitätsklinikums in Semey. Krebserkrankungen bei Kindern treten in der Region häufiger auf als im Rest des Landes - eine Spätfolge der Jahrzehnte langen Atomwaffentests.
Das Universitätsklinikum in Semey hat sich auf die Behandlung von Erkrankungen spezialisiert, die durch Strahlenbelastung entstehen. Oft treten sie noch zwei bis drei Generationen später auf.
Kinderheim in Semey. In Kasachstan ist vor allem in dünn besiedelten, ländlichen Gebieten die Betreuung von Schwangeren sehr viel schwieriger als in westlichen Ländern. Behinderungen werden oft erst bei der Geburt erkannt. Oft entscheiden die überforderten Eltern sich dann gegen die Kinder und lassen sie in staatlichen Kinderheimen.
Kinder mit Behinderungen wie Hydrozephalie, bei der es zum so genannten Wasserkopf kommt, werden in westlichen Ländern kaum noch geboren, weil sie vorgeburtlich diagnostiziert, die Embryos abgetrieben werden. - Die dreijährige Dina Batyrowa wurde mit einem Wasserkopf geboren, er wächst monatlich um einen weiteren Zentimeter. Sie kann nur liegen und wird von den Schwestern jede halbe Stunde umgebettet, damit sie nicht wund liegt.
Kinderkrankenschwester Larissa Dimitrjewna kümmert sich um den einjährigen Dynmukhamed Serikuly. Er wurde mit schweren körperlichen und geistiger Behinderung geboren. Seine Mutter wollte ihn nicht und überließ ihn dem Kinderheim.
Aisha Mekeshewa, 8, ist an Leukämie erkrankt.
Aisha ist ein veschmitztes Mädchen, doch den Großteil ihrer Kindheit hat sie im Krankenhaus verbracht. Auch wenn Aisha sich gesund fühlt, fährt sie alle zwei Wochen ins Krankenhaus zur Kontrolle.
Bereits Aishas Großmutter ist an Krebs gestorben. Die Eltern bewahren die amtliche Bestätigung auf, dass die Großmutter in Folge der Atomwaffentests erkrankte und starb, weil dies als Nachweis für mögliche staatliche Zuwendungen für Aisha notwendig werden könnte.
Tatjana, 33, und Andrej, 35, Grazda mit ihrer körperlich und geistig behinderten Tochter Elisavjeta, genannt, Lisa, 7 
Lisa ist ein waches und fröhliches Kind, braucht aber rund um die Uhr Pflege. Die Eltern wünschen sich ein zweites Kind – damit Lisa versorgt wird, wenn ihre Eltern das nicht mehr können.
Das Denkmal „Stärker als der Tod“ in Semey wurde 1991 zum Andenken an die Opfer der Atomwaffentests im Polygon von Semipalatinsk errichtet.
„Erkenne Krebs rechtzeitig“ – In Beskaragai, einem Dorf in der Zone mit maximaler Strahlenbelastung, fordert ein Plakat die Menschen auf, Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, um rechtzeitig Krebserkrankungen zu erkennen.
Im anatomischen Laboratorium der Medizinischen Universität in Semey.
Bereits kurz nach Beginn der Atomwaffentests im Jahr 1949 traten in der Region häufiger Fehlbildungen bei Kindern auf – verursacht durch die radioaktive Strahlung, der die Menschen permanent ausgesetzt waren. Sowjetische Wissenschaftler sammelten missgebildete Föten, um sie wissenschaftlich zu untersuchen.
Kurtschatow, rund 150 Kilometer von Semey entfernt, war früher das Verwaltungszentrum des Atomwaffentestgeländes Semipalatinsk und eine geschlossene Stadt.
Heute ist Kurtschatow für jedermann zugänglich. Der letzte Atomwaffentest hat in Kasachstan im Jahr 1989 stattgefunden. Am 29. August 1991 wurde das Testgelände stillgelegt. Der kasachische Staat engagiert sich seitdem international aktiv für den weltweiten Abbau von Atomwaffen.