Zwar ist Kiew weiter von Astana entfernt als von Berlin, dennoch sehen Bürger wie auswärtige Beobachter Kasachstan von den Ereignissen in der Ukraine besonders betroffen. Grund ist der gemeinsame übermächtige Nachbar Russland. Beide Staaten sind mit Russland durch eine lange gemeinsame Geschichte und Grenze sowie eine große russische Minderheit verbunden.

Bislang gibt es keine wirklich beunruhigenden Anzeichen. Innerhalb des Landes treten die Unterschiede zwischen Russen und Kasachen verbal stärker zutage. Separatistische Tendenzen sind aber nicht zu beobachten. International versucht Präsident Nasarbajew seine bewährte Politik der guten Beziehungen nicht nur zu Russland, sondern auch der Ukraine, dem Westen und China fortzuführen. Zwar hörte die Autorin bei ihren Gesprächspartnern in Kasachstan viele Bedenken, wenn nicht Ängste, vor zukünftigen Entwicklungen, doch sieht sie durchaus Chancen, dass Kasachstan zu einem Stabilitätsanker der Region werden kann.

Die Ukraine-Krise als Katalysator

Über die Folgen des Ukraine-Konflikts für den postsowjetischen Raum wird derzeit in den Medien viel spekuliert. Kasachstan, das als treuer Partner Russlands gilt, kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Es ist die stärkste Wirtschaftsmacht in Zentralasien und es hat, wie die Ukraine, eine signifikante russische Minderheit. Inwiefern ist das Land also von den Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine betroffen? Ist die Souveränität Kasachstans gefährdet? Sind in Zentralasien ähnliche Szenarien wie in der Ukraine denkbar? Und wie beeinflusst Kasachstans Haltung in diesem Konflikt die Entwicklung in allen anderen ehemaligen Sowjetrepubliken? Für Astana ist es derzeit ausgesprochen schwierig, seine Position gegenüber Russland und der Ukraine zu finden und diese auch gegenüber Europa, China oder den USA auszubalancieren. Kasachstans künftige politische und wirtschaftliche Entwicklung hängt davon ab, ob es gelingt, auch weiterhin Kontakte in alle weltpolitischen Richtungen im Sinne der so genannten Multivektorenpolitik aufrechtzuerhalten.

Zentralasien-Analysen, Nr. 81, 02.10.2014

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