Im Mai 2017 ist mein Architekturführer Duschanbe erschienen. Auf 288 Seiten gibt das bei DOM Publishers verlegte Buch einen Einblick in die Architekturhistorie der tadschikischen Hauptstadt. Obwohl Duschanbe mit knapp 100 Jahren eine der jüngsten Hauptstädte unter den ehemaligen Sowjetrepubliken ist, sind hier zahlreiche außergewöhnliche Beispiele der sowjetischen Architektur zu finden.

Die Bandbreite reicht vom Konstruktivismus – dem sowjetischen Bauhaus – über den sozialistischen Realismus der Stalinzeit bis hin zur sowjetischen Moderne. Darüber hinaus drückt der Gigantismus der tadschikischen Unabhängigkeit der Stadt derzeit rasant einen neuen Stempel auf.

In zahrleichen Essays, Artikeln und Interviews sowie mit der rund 80 Gebäude umfassenden Baudokumentation, illustriert durch mehr als 200 Fotos, erhält der Leser im Architekturführer Duschanbe nicht nur einen architekturhistorischen Einblick. Er lernt Duschanbe gleichzeitig aus einem Blickwinkel jenseits touristischer Pfade kennen.

Bestellt werden kann das Buch bei DOM Publishers oder bei Amazon.

Vorschau Klappentext

Duschanbe, die Hauptstadt von Tadschikistan, liegt am Rande zweier Welten. – Im Süden Afghanistan, ewiger Krisenherd und mit dem Nachbarn kulturell aufs Engste verbunden, im Norden das frühere, lange Zeit Ton angebende Sowjetreich. Erst die Sowjetunion stampfte aus dem winzigen Marktflecken eine Stadt hervor, wichtigster Außenposten an der im Great Game gezogenen Demarkationslinie zum Orient.

Architektonisch ein Glücksfall. Denn nirgends in Zentralasien ist so deutlich zu sehen, wie sozialistische Pläne urbanen Raum schufen – und scheiterten. Fernab von Moskau geriet hier selbst der Stalin-Stil weniger gewaltig, die Sowjetmoderne avantgardistischer als anderswo. Seit 25 Jahren entsteht nun eine neue, von Gigantismus beherrschte Architektur, die sich der älteren Baugeschichte – und Identität – konsequent zu entledigen sucht. Dutzende historischer Bauten sind bereits verschwunden oder akut vom Abriss bedroht.

Der vorliegende Band ist somit nicht nur das kenntnisreiche Portrait einer Stadt zwischen persischer Geschichte, Sowjetarchitektur und tadschikischer Moderne, sondern eine – womöglich letzte – Bestandsaufnahme ihres architektonischen Erbes.

Einblick ins Buch

Hier eine Auswahl an Fotos aus dem Architekturführer Duschanbe.

Im Foyer des neuen Nationalmuseums: Ein Gemälde mit dem tadschikischen Präsidenten Emomali Rahmon, der Tadschikistan seit 1994 regiert.
Im 88. Mikrorayon. Die Das Mädchen lud mich anschließend zum Tee ein. Trotz meiner dankenden Proteste saß ich schließlich auf einem Tapschan in der Wohnung der Familie, vor mir Brot, Nüsse und Tee, während mir Frauen und Mädchen aus vier Generationen zusahen, denn sie fasteten gerade im Ramadan.
Flüchtige Begegenung auf der Shohtemur-Straße im alten Zentrum
Hinterhof des 1939 gebauten Kinos Watan. Der Hof wurde früher als Freiluftkino genutzt, mit einem Loch für den Projektor in der rückwärtigen Fassade des Gebäudes. Heute trocknen die Wächter hier ihre Teppiche.
In der Unterführung unter dem Aini-Platz.
Blick zurm früheren Kamollidin-Bekhsoda-Heimatkundemuseum am Ainiplatz. Heute ist hier das Institut für moderne Kunst und Design untergebracht.
Blick vom rund um den einst höchsten Flaggenmast der Welt angelegten Flaggenpark zum neuen Nationalmuseum.
Der luxuriöse Wohn- und Geschäftskomplex Diar Dushanbe am Südufer des Komsomol-Sees ist ein Investitionsprojekt des Arabischen Emirats Katar. Der Komplex soll die künftige Top-Adresse für die tadschikische Elite sein, der Weiterbau wurde allerdings vorerst eingestellt.
Im Mikrorayon Shohmanusr-2, in der Nähe des Flughafens.
Das Mosaik "Arbeit & Erholung" am Kino Tadschikistan in der Nähe des Parks der Völkerfreundschaft, eines der schönsten und größten noch erhaltenen Mosaike aus der Sowjetzeit.
Brutalistischer sowjetischer Hochhauskomplex am Ufer des Varzob.
Der  1977 gebaute Zirkus von Duschanbe. Der Typenbau wurde vom Mesenzew-Institut für Sport-, Kultur- und Verwaltungsbauten in Moskau entworfen und in sieben Städten, darunter Moskau, Aschgabat und Bischkek, adaptiert.
Mosaik im Foyer der 3. Geburtsklink von Duschanbe. Die kompletten Wände des Eingangsbereichs sind mit Mosaiken gestaltet. Dass im Nachhinein Türen oder Schalterfenster in die Wände geschnitten wurden, scheint hier niemanden zu stören.
Hochhaus am Prospekt Saadi Sherozi. Die freundlichen Bewohner des Hauses gestatteten mir die abenteuerliche Besteigung des Daches über eine wackelige Feuerleiter. Das Dach, auf dem ich hier stehe, ist genau so mit Satellitenschüsseln, Antennen und Kabeln bestückt wie das gegenüberliegende Nachbarhaus.
Ballettschülerinnen in der Staatlichen Philharmonie.