Kasachstan: Boomland in Zentralasien

von © Deutschlandfunk, Hintergrund Wirtschaft, 19.08.2007, 18 min

In den 90er Jahren war Kasachstan auf ausländische Investoren angewiesen, um die riesigen Erdölreserven rund um das Kaspische Meer zu erschließen. Jetzt hat das Land den Öl-Reserven seinen Boom zu verdanken. In der Region gilt Kasachstan seit mehr als zehn Jahren als wirtschaftlicher Schrittmacher. Mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von zehn Prozent rangiert es im Vergleich der GUS-Länder vor Russland und der Ukraine.

Ende Juli wandte sich der kasachische Premierminister Karim Massimow mit einer Warnung an die italienische Erdöl-Holding ENI. Die Italiener erschließen das Kashagan-Ölfeld im Kaspischen Meer und laut Vertrag hatte die Erdöl-Produktion in Kashagan schon im Jahr 2005 beginnen sollen. Dann wurde auf 2008 verschoben. Nun sagt ENI, starten könne man nicht vor dem Jahr 2010.

Die kasachische Regierung reagierte ungehalten: Man sei enttäuscht über die Ausführung dieses Projekts, so Premier Massimow. Wenn ENI die Probleme nicht lösen könne, würde man eine mögliche Neubesetzung des Betreibers nicht mehr ausschließen.

Deutliche Worte, mit denen sich die kasachische Regierung an einen der größten ausländischen Investoren in Kasachstan wendet. Experten zufolge jedoch kommen die Differenzen nicht unerwartet. Kasachstan nutze lediglich seine derzeitig bessere Verhandlungsposition gegenüber den Öl-Firmen, meint Birgit Brauer, Analystin des britischen Wirtschaftsblatts “Economist”:

“Wenn jetzt der Premierminister sagt, ja, wir müssen mal schauen, ob wir den Betreiber austauschen, vielleicht meint er es, es ist aber gleichzeitig auch ein guter Ansatz, um irgendwelche Konzessionen zu bekommen von dem Konsortium. Und das ist das, worauf Kasachstan aus ist.”

Kasachstan war zu Beginn der 90er Jahre auf ausländische Investoren angewiesen. Nur mit deren Kapital konnten die riesigen Erdölreserven rund um das Kaspische Meer überhaupt erschlossen werden. Die Verträge mit den heutigen Anteilseignern an den kasachischen Ölfeldern – neben ENI haben Exxon Mobil, Shell, Total oder Chevron Mehrheitsanteile – fielen nicht immer zu Gunsten Kasachstans aus. Dass das wirtschaftlich erstarkte Kasachstan jetzt Selbstbewusstsein zeigt, sei deshalb verständlich.

Das Ölfeld Kashagan gilt als das weltweit größte Öl-Vorkommen, das in den letzten 30 Jahren entdeckt wurde. Geschätzte Kapazität: 18 Milliarden Barrel Öl. Darüber hinaus verfügt Kasachstan über weitere bedeutende Öl- und Gasfelder wie Tengiz und Karachaganak mit einer Kapazität von mehr als zehn Milliarden Barrel.

Ohne Frage – Kasachstan, ein Land so groß wie Westeuropa, mit einer Bevölkerung von nur 15 Millionen Menschen, wird künftig eine bedeutende Rolle als Öl- und Gas-Exporteur spielen. Die Produktion von derzeit 65 Millionen Tonnen Roh-Öl jährlich will die kasachische Regierung bis zum Jahr 2015 auf 150 Millionen Tonnen erhöhen.

Den Öl-Reserven hat das Land seinen derzeitigen Boom zu verdanken. In der Region gilt Kasachstan seit mehr als zehn Jahren als wirtschaftlicher Schrittmacher. Mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von etwa zehn Prozent rangiert es im Vergleich der GUS-Länder vor Russland und der Ukraine. Die Inflation liegt in diesem Jahr bei etwa sechs Prozent, die Arbeitslosigkeitsquote bei rund acht Prozent, Tendenz sinkend.

o kostbar Öl und Gas sind, sie könnten sich schon bald als Bürde herausstellen – wenn das Land einseitig auf seine Rohstoffreserven setzt. Noch liege der Anteil des Öl- und Gas-Sektors am Bruttoinlandsprodukt bei nicht mehr als 20 Prozent, so der Ökonom Grigorij Marchenko, früherer Chef der Nationalbank und heute Direktor der Halyk Bank, einer der größten kasachischen Finanzgruppen.

“Unsere Abhängigkeit ist wesentlich niedriger als die der Länder vom Persischen Golf oder von Venezuela. Aber natürlich, wenn unsere Öl-Produktion schneller wächst als die übrige Wirtschaft und der Anteil von Öl an der Wirtschaft in zehn Jahren bei 35 Prozent liegen wird, dann werden wir in dieser Position landen. Aber das ist nur eine Gefahr. Ich glaube nicht, dass wir krank sind wie die Holländer in den 80er Jahren.”

Als ressourcenreiches Land läuft Kasachstan Gefahr, der so genannte Holländischen Krankheit zu erliegen. Bei diesem Phänomen – benannt nach den Erfahrungen der Niederlande nach der Entdeckung von Erdgas – leidet die gesamte Wirtschaft eines Landes unter einer gut entwickelten Rohstoffindustrie. Hohe Erdöl- oder Erdgas Exporte ziehen eine Aufwertung der Währung nach sich und behindern so die Ausfuhren anderer Industriegüter. Das könnte auch Kasachstan passieren.

Dagegen hilft nur die Entwicklung mehrerer international wettbewerbsfähiger Wirtschaftsbereiche – das hat auch die Regierung erkannt. Um dieses Ziel umzusetzen, hat Kasachstan ein anspruchsvolles Programm entworfen. Marat Naribajew, Wirtschaftsexperte vom Kasachischen Institut für strategische Studien:

“Öl und Gas sind sehr lukrative Ressourcen für Kasachstan und deshalb sehr wichtig. Aber es wurden drei Strategien für die Diversifizierung der Wirtschaft entwickelt: Die Cluster-Politik, die Förderung industriell-innovativer Entwicklungen und die Strategie, zu den 50 wettbewerbsfähigsten Ländern aufzuschließen. Für den Ölsektor bedeutet das, wir setzen auf die verarbeitende Industrie, Öl und Gas sind die Basis. Die Bedeutung von Öl und Gas wird künftig zwar steigen, aber die Nutzung wird effektiver sein und einen Entwicklungsschub für die gesamte Wirtschaft bringen.”

Ob die Wirtschaftsreformen effektiv sind, wird sich wohl erst in ein paar Jahren zeigen. Dabei drohen bereits jetzt ein paar der ambitioniertesten Projekte im Sande zu verlaufen – wie die so genannte Clusterpolitik. Cluster, so nennt die kasachische Regierung sieben ausgewählte Wirtschafts-Bereiche, die eine besondere Förderung erhalten. Dazu gehören beispielsweise der Bausektor, die Metallurgie, Textilindustrie, Landwirtschaft oder Tourismus.
Einige dieser Industrien entwickeln sich viel versprechend. So ist der Bausektor im vergangenen Jahr um 36 Prozent auf rund zwei Milliarden Euro angewachsen. Ein Textil-Cluster in der Nachbarschaft von China und Usbekistan dagegen wird vermutlich eher zum Flop. Auch Transport und Logistik entwickeln sich nur schleppend.

Eine zentrale Rolle bei den Wirtschaftsreformen spielen in Kasachstan Staatsholdings. Samruk, die größte von bisher vier Holdings, wurde nach Vorbildern aus Singapur und Malaysia gegründet. Sie vereint die 19 größten staatlichen Aktiengesellschaften – darunter befindet sich der Ölriese KazMunaiGaz, die Kazakhtelecom, die Staatsbahn, der einzige Energie-Erzeuger oder die Fluglinie Air Astana.

Kritiker werfen der kasachischen Regierung jedoch vor, mit Samruk nur eine weitere bürokratische Institution geschaffen zu haben. Ulf Wokurka, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Samruk, sieht das nicht so:

“Ein wichtiger Nebeneffekt der Staatsholding ist die Isolierung der Unternehmen von Einmischungen seitens der Fachministerien, die in den vorangegangenen Jahren ebenfalls häufig zu beobachten waren, dass also der Minister XY der Eisenbahn- oder Ölgesellschaft hineinregiert hat. Und wir sind wie eine Isolierschicht zwischen Ministerien einerseits und den Staatsunternehmen andererseits errichtet worden.”

Neben der Hauptaufgabe von Samruk – den Unternehmenswert der Tochterunternehmen zu steigern – setzt die Regierung auf neue Infrastrukturprojekte. Außerdem werde man auch den lokalen Kapitalmarkt unterstützen, so Wokurka. Um die Liquidität des kasachischen Kapitalmarkts zu erhöhen, ist zudem die Teilprivatisierung einzelner Samruk-Unternehmen geplant.

Gehandelt werden die Aktien der Staatsunternehmen künftig an der Börse Almaty. Der Stock Exchange in Almaty besteht bereits seit ein paar Jahren. Doch jetzt soll Almaty zu einer bedeutenden Finanz-Drehscheibe zwischen China, Russland, Europa und Zentralasien ausgebaut werden. Dazu hat die Regierung eine Sonderwirtschaftszone für den Kapitalmarkt gegründet – das “Regionale Finanzzentrum Almaty”, kurz RFCA.

Zu ehrgeizige Ziele für einen nahezu unbekannten Finanzplatz? – Nein, meint Alina Aldambergen, Direktorin der staatlichen Regulierungsbehörde für das RFCA.

“Es ist das gleiche wie in Singapur. Es war die kleinste Börse in der Region und Indonesien und Malaysia waren viel größer. Aber Singapur hatte die besseren Wettbewerbs-Bedingungen und so hat es sich zu einem Finanz-Zentrum entwickelt. Und ich glaube, das trifft auch für Kasachstan zu.”

Beim Aufbau des Regionalen Finanzzentrums dürften den Kasachen ihre Erfahrungen bei der Reform des Finanzsektors zugute kommen. Das kasachische Bankensystem wurde in den 90er Jahren konsequent saniert und konsolidiert. Von über 200 Banken existieren heute noch 34. Viele haben jährliche Zuwachsraten von über 50 Prozent. Seit 1999 sind die Spareinlagen der Bevölkerung von 311 Millionen auf 11,5 Milliarden US-Dollar gestiegen. Grigorij Marchenko, Direktor der Halyk Bank

“Unser Bankensystem entwickelt sich also schneller als andere Bankensysteme wie in Russland, Ukraine, Polen oder Türkei und auch viel schneller als andere Branchen der Industrie oder dem Dienstleistungssektor hier in Kasachstan. Wir glauben, dieses Wachstum wird sich normalisieren. In diesem Jahr vielleicht wird das Wachstum 40 Prozent sein, nicht 60, und dann 30 und 25. Das ist normales Wachstum.”

Etwa 20 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen in Kasachstan flossen im vergangenen Jahr in den Immobiliensektor, ein Drittel in die Öl- und Gasbranche. Das Gesamtvolumen der Auslandsinvestitionen lag im zurückliegenden Jahr bei 2,2 Milliarden Euro. Doch das Land hat auch noch andere interessante Investitionsbereiche zu bieten, vor allem Rohstoffe wie Kupfer, Uran, Zink, Eisenerz, Kohle, Gold. Viele Vorkommen sind noch nicht einmal erschlossen.

Einer der ersten Investoren, der das Potential Kasachstans jenseits von Öl und Gas erkannte, ist Lakshmi Mittal, mittlerweile größter Stahlproduzent weltweit. In Temirtau, im Zentrum Kasachstans, hat Mittal bereits im Jahr 1995 zugegriffen – lange vor seinem rasanten Aufstieg – und das einzige kasachische Stahlwerk gekauft.

Vier Hochöfen betreibt Mittal in Temirtau. Rund 13.000 Tonnen flüssiges Eisen produziert das Werk jeden Tag. In mehreren Walzwerken wird das Metall zu Stahlblechen oder Rohren verarbeitet.

Rund 14 Millionen Tonnen Eisenerz werden dazu pro Jahr gewonnen – aus Mittal-eigenen Erzminen in der Nähe von Karaganda. Auch die Kohle zum Schmelzen des Eisenerzes baut Mittal selbst ab. Ein enormer Standort-Faktor für das Unternehmen, wie der zuständige Direktor von Mittal Steel Temirtau, Satish Taparia, erklärt:

“Dieses Werk ist völlig eigenständig. Wir haben unsere eigenen Eisenerz-Vorkommen, wir haben unsere Kohle, wir haben unser Energiekraftwerk und wir haben die Stahlproduktion. Dass alle vier Bereiche zusammen liegen, ist für uns einmalig. Das ist der große Vorteil hier, dass wir quasi Selbstversorger sind. Wir sind von niemandem abhängig.”

Rund 50.000 Menschen beschäftigt Mittal in Temirtau. Die Löhne liegen mit rund 400 Euro pro Monat ein Drittel über dem Durchschnittslohn in Kasachstan. Trotz der vergleichsweise geringen Produktivität rechnet sich das Geschäft.

Mittal Steel war einer der ersten Investoren in Kasachstan und kam zu einer Zeit, da der kasachische Staat quasi bankrott und auf ausländisches Kapital angewiesen war. Heute bemüht sich Kasachstan nach wie vor um Investoren – die Beweggründe jedoch sind andere. Timur Nurashow vom Investitionskomitee der kasachischen Regierung:

“Kurz nach der Unabhängigkeit brauchten wir finanzielle Ressourcen. Investoren waren wichtig, weil sie Kapital mitbrachten, um die Wirtschaft zu entwickeln. Heute brauchen wir sie vor allem wegen der Technologie, hinsichtlich des westlichen Managements, des Know-hows, der Erfahrung. Denn Geld gibt es jetzt im Land und hiesige Unternehmen erschließen sich den internationalen Finanzmarkt eigenständig. Aber ausländische Investoren bringen außer dem Kapital ihren Management-Stil und ihr Know-how nach Kasachstan. Und für uns ist das allerwichtigste.”

Investoren lockt Kasachstan mit Steuererleichterungen. Körperschafts-, Grund- und Vermögenssteuer oder Zollgebühren können für ausländische Unternehmen entfallen. Nurashow spricht von einem guten Investitionsklima. Für Heidelberg Cement, einen der größten deutschen Investoren in Kasachstan, war das weniger ausschlaggebend. Das Unternehmen, das auch in Russland und China eigene Zementwerke betreibt, wollte sein weltweites Netz ausbauen.

Dass deutsche Unternehmen in Kasachstan investieren, ist noch immer die Ausnahme. Doch Deutschland ist wichtigster Import-Partner nach Russland und China. Für rund 1,7 Milliarden Euro lieferten deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr klassische Export-Güter nach Kasachstan – Autos, Industriegüter, Anlagen, Schwermaschinen.

Hier arbeitet ein gigantischer Schaufelradbagger aus Deutschland – im Steinkohle-Tagebau Ekibastus, dem größten weltweit. Zwei über 30 Meter lange Ausleger hat der Bagger. An der Spitze des einen fräst sich das Schaufelrad seitwärts in die Kohle, der andere fördert sie über ein Band auf einen Güterzug.

Die sächsische Takraf GmbH ist seit knapp 40 Jahren in Kasachstan – eine Tatsache, die die Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen nach dem Aus der Sowjetunion erheblich erleichterte. Der Maschinenbauer rüstet den Tagebau Ekibastus mit Förderanlagen aus, erst vor wenigen Wochen wurde ein Auftrag über 34 Millionen Euro unterschrieben. Trotz der langen Erfahrung ist Ingenieur Gerd Herrmann davon überzeugt – in Kasachstan ist man nur mit örtlichen Partnern erfolgreich.

“Also es gibt sehr große Probleme, wenn man als ausländisches Unternehmen hier eigenständig agieren will, weil die hiesigen Bedingungen ganz anders sind als in Deutschland. Die Herangehensweise an Probleme an staatlichen Behörden, die da noch mit eingreifen. Das muss ein inländisches Unternehmen mit übernehmen, als wenn wir hier als ausländisches Unternehmen dem ausgeliefert sind und dann größere Schwierigkeiten haben.”

Auch Thyssen Krupp will in Kasachstan hoch hinaus. Ende 2006 gründete der deutsche Konzern eine kasachische Tochterfirma, die den Service und die Montage der eigenen Aufzüge und Rolltreppen anbietet. 30 Mitarbeiter beschäftigt die Firma.

Fachkräfte für den kaufmännischen Bereich zu finden, sei kein Problem gewesen, so Klaus Beyer, Repräsentant von Thyssen Krupp in Kasachstan. Doch Techniker und Ingenieure seien allerdings schwer zu finden.

Mit der Tochterfirma will Thyssen Krupp in Kasachstan Präsenz zeigen. Denn so erhofft man sich den Zugang zu Geschäftsbereichen mit einem größeren Handels- und Investitionsvolumen. Bereits unterschrieben hat Klaus Beyer den Vertrag für den Bau und Betrieb eines Siliziumwerks in Kasachstan:

“Hier ist die Elektroenergie noch sagenhaft billig und das wird auch in den nächsten Jahren so bleiben, Die Rohstoffe dafür sind da. Und deshalb ist das hier ein sehr guter Standort.”

Doch Beyer schaut auch über den kasachischen Markt hinaus:

“Kasachstan ist die Lokomotive für die Region, das war immer schon klar. Das wird auch das Schwerpunktland bleiben und das wichtigste. Aber wenn man hier was macht, dann muss man immer in die umliegende Region auch schielen. Bei unseren Aufzügen machen wir das zum Beispiel so. Als wir diese Firma gegründet haben, das ist eine kleine Firma aber immerhin, das ist der Anfang. der nächste Schritt wird sein, dass wir eine Filiale in Usbekistan einrichten, oder in Turkmenien.”

Zentralasien, neben Kasachstan sind das Kirgistan, Usbekistan, Turkmenistan und Tadschikistan, hat etwa 50 Millionen Einwohner. Insgesamt ein interessanter Markt, scheint es. Doch die Realität sind anders aus.

Denn nicht nur das Wirtschaftspotential der Länder unterscheidet sich. Auch die politischen Interessen gehen auseinander – die meisten Staaten setzen auf Autonomie. Die Zentralasien-Expertin Beate Eschment von der Humboldt-Universität Berlin:

“Diese Staaten haben sich in den letzten Jahren nur auseinander entwickelt, sie sind nicht ähnlicher geworden, sondern haben sich in jeglicher Hinsicht auseinander entwickelt. Und nun muss man wirklich unterscheiden, ob man über Kasachstan berichtet, das ein aufsteigender Wirtschaftsstaat ist, wo die Menschen auch allmählich reicher werden oder über Tadschikistan, das zu den ärmsten Ländern der Welt gehört.”

Allen fünf Staaten ist jedoch einiges gemein – sie gelten als autoritär geführte Präsidialautokratien. Human Rights Watch mahnt regelmäßig Menschenrechtsverletzungen an. Auf dem Korruptionsindex von Transparency International rangiert Kasachstan auf Platz 111, die anderen weit dahinter.

Die 17jährige Regierungszeit des Präsidenten Nursultan Nasarbajew verkauft Kasachstan als Standortfaktor – Stabilität als Argument für Wirtschaftsakteure. Angesichts der vollbrachten Reformen verfügt Kasachstan auch über keine schlechte Bilanz. Nach wie vor sind jedoch Politik und Wirtschaft in Kasachstan aufs Engste miteinander verflochten. Der Präsidenten-Clan hat ein Wirtschaftsimperium errichtet, die Mitglieder besetzen Aufsichtsratsposten und politische Ämter. Ungeklärte Todesfälle von Politikern, Journalisten oder Geschäftsleuten sind nichts ungewöhnliches.

Ob der wirtschaftliche Boom in Kasachstan wirklich nachhaltig ist, wird sich deshalb erst beim nächsten Machtwechsel zeigen. Vorerst ist die Empfehlung der kasachischen Regierung für potentielle Geschäftspartner denkbar einfach: “Den Betrieb eröffnen, die Produktion starten und losarbeiten.”