Tadschikistan: „Wasser wird es immer geben“

von © Deutschlandradio Kultur, Weltzeit, 23.03.2009, 18 min

Tadschikistan hat erneut einen harten Winter hinter sich, mit tagelangem  Stromausfall und frierenden Menschen. Mittlerweile sind die Temperaturen wieder gestiegen, doch Stromkürzungen bleiben aktuell. Das Land hat zwar ein riesiges Potential an Wasserkraft, genutzt werden bisher aber nur sechs Prozent. Fehlende Infrastruktur und fehlendes Geld haben es bisher verhindert, weitere Wasserkraftwerke zu bauen. Das soll sich ändern.

Eines der wichtigsten, aber auch umstrittensten Projekte ist das Wasserkraftwerk Rogun: 3.600 Megawatt Leistung, geplant bereits im Jahr 1976. Nur eine zuverlässige Energieversorgung kann verhindern, dass die Tadschiken sich Brennmaterial aus den Wäldern holen und so die Natur zerstören.

„Das Wasserkraftwerk läuft rund um die Uhr, und solange es läuft, haben wir auch Strom. In den Nachbardörfern ist es, wie bei uns bis vor kurzem auch noch: Sie sind ohne Strom. Bei uns sind jetzt alle glücklich, und ich glaube wirklich – meinetwegen.”

Seodin Kassymow hat dem Staat ein Schnippchen geschlagen. Stolz zeigt er sein eigenes kleines Wasserkraftwerk, das er zusammen mit seinem Nachbarn gebaut hat. Dank Kassymow ist das Dorf Rogi Pajon im Varzob-Tal in Süd-Tadschikistan in diesem Winter völlig unabhängig von der staatlichen Stromversorgung. Damit geht es Kassymow und seinen Nachbarn besser als Millionen anderen Tadschiken. Denn wie im vorigen Jahr, schaltet der Staat auch in diesem Winter landesweit täglich den Strom ab – um Energie zu sparen.

In Duschanbe, der tadschikischen Hauptstadt, gibt es derzeit elf Stunden Strom am Tag. In den Dörfern im Varzob-Tal, wo Kassymov wohnt, nur 25 Kilometer nördlich der Hauptstadt, kommt gar keine Elektrizität mehr an.

Dank Seodin Kassymow hat das Dorf Rogi Pajon jetzt allerdings eine eigene, unabhängige Energieversorgung. Und das rund um die Uhr. Nachdem die Stromversorgung schon seit Jahren immer unzuverlässiger wurde, hatte Kassymow im letzten Winter den Plan gefasst, ein eigenes Wasserkraftwerk für sich und seine Familie zu bauen. Schließlich wurde es ein Kraftwerk für das ganze Dorf.

„Ich dachte mir, es wäre nicht so schön, das Kraftwerk nur für mich zu haben. Komm, sagte ich mir, bau es für das ganze Dorf, damit auch die Nachbarn etwas davon haben. – Die aber hatten Angst, dass ich die Wasserleitung kaputt mache und sie alle ohne Trinkwasser dastehen..”

Schließlich half ihm aber sein Nachbar. Gemeinsam bauten sie ein Wasserrad, verbanden es mit einem Generator und stellten es in das Flüsschen, das das Dorf mit Wasser versorgt. Die Kosten für das Mini-Wasserkraftwerk – 5.000 US-Dollar. Kassymow finanzierte das Projekt allein, ohne staatliche Hilfen.

40 Kilowatt Strom erzeugt das kleine Wasserkraftwerk, etwa so viel wie ein Motorrad. Das reicht, um ganz Rogi Pajon mit Elektrizität für Radio, Fernseher und Licht zu versorgen. – Mittlerweile sind sogar Bewohner der Nachbardörfer zu Kassymow gekommen und haben ihn gebeten, auch sie mit Strom zu beliefern.

„Demnächst baue ich in drei weiteren Dörfern ein Wasserkraftwerk. Und wir planen noch ein großes Kraftwerk mit einer Leistung von 120 Kilowatt.”

So viel finanzielle Mittel wie Kraftwerksbauer Kassymow bringen nicht viele Menschen in Tadschikistan auf. Jelena Pawlowna, die in einem Plattenbau in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe wohnt, hat als Rentnerin gar nicht die Möglichkeiten, sich so weit selbst zu helfen. Sie leidet vor allem unter der Kälte und kann sich nur dahin flüchten, wo es warm ist.

„Die Leute gehen raus, wärmen sich in Bäckereien oder einfach in der Sonne. – Hier stehen sechs Tandir-Öfen, auf denen wir auch Tee kochen. Und das Gute – die Öfen funktionieren mit Holzfeuer.”

Zwar wird die Hauptstadt Duschanbe, anders als viele andere Regionen des Landes, auch zurzeit noch mit Strom versorgt. Doch wegen regulärer Stromabschaltungen sind die Bewohner der Hauptstadt der Kälte nahezu hilflos ausgeliefert. In den Plattenbauten der Sowjetzeit und den alten Häusern im Stadtzentrum wird fast ausschließlich mit Elektro-Öfen geheizt. Gibt es keinen Strom – bleiben auch die Wohnungen kalt.

„Wenn die Wohnung warm wäre, könnte man irgendetwas tun. Aber es gibt keinen Strom, da kann man nicht mal Wasser kochen. Die Hände stecken in Handschuhen, und schmerzen vor Kälte. -Sie haben gesagt, dieses Jahr würde es wärmer. Aber es ist furchtbar, dass wir jetzt das gleiche durchmachen wie letztes Jahr.”

Dabei hatte die tadschikische Regierung nach dem vergangenen Winter versprochen, die Bevölkerung solle künftig besser versorgt werden. – Geändert hat sich seitdem wenig. Gisela Hayfa, Chefin der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, GTZ, in Tadschikistan, sieht mehrere Gründe.

„Es ist zum großen Teil ein Entwicklungsproblem, es geht um schwache Strukturen, Mangel an Wartung, eine falsche Planung, viele wirtschaftliche Probleme, die das Land hat und nicht lösen kann, es geht um Korruption, also all das sind Dinge, die hinter dieser Energiekrise stehen.”

Anders als die Nachbarstaaten in Zentralasien verfügt Tadschikistan kaum über Öl und Gas. Die einzige Möglichkeit, selbst Energie zu erzeugen, ist Wasserkraft. Das Land liegt nahezu komplett im Hochgebirge. Hier entspringen die größten Flüsse Zentralasiens.

Bereits zu Sowjetzeiten wurden in Tadschikistan deshalb zahlreiche Wasserkraftwerke mit riesigen Rückhaltebecken und Staudämmen gebaut. – Die dienten jedoch nicht nur dazu, Energie zu erzeugen. Vor allem wurde damit die Bewässerung der Baumwollfelder in Usbekistan und Turkmenistan reguliert. Seitdem ist auch der Bau des Wasserkraftwerks Rogun geplant. Mit 3.600 Megawatt und einem 335 Meter hohen Staudamm eines der größten Wasserkraftwerke der Welt. Tadschikistan hält noch immer an dem Projekt fest.

Etwa drei Milliarden US-Dollar soll der Bau kosten. Nach wie vor ist jedoch unklar, wie Tadschikistan das Geld aufbringen will und wer den Bau schließlich übernimmt. Russland, das bereits zugesagt hatte, das Bau-Konsortium zu leiten, ist im vergangenen Jahr zurückgetreten. Luc Moers, Vertreter des internationalen Währungsfonds in Tadschikistan, gibt zu bedenken:

„Wir warnen davor, sich zu überschulden. Sie haben eine Menge Kredite aufgenommen, um Wasserkraftwerke zu bauen. – Wir sind nicht per se dagegen, solche Projekte zu finanzieren, aber zur jetzigen Zeit ist es völlig unklar, ob sie profitabel sein werden.”

Daler Jumajew dagegen hält die Strategie der tadschikischen Regierung durchaus für realistisch. Er ist Direktor von Pamir Energy, des ersten privaten Energieversorgers in Tadschikistan

„Wir suchen neue Märkte für die Überproduktion im Sommer. Afghanistan und Pakistan erzeugen gar keinen Strom, wir aber neun Monate im Jahr. Wenn wir exportieren, macht das einen großen Unterschied.”

Das Unternehmen Pamir Energy wurde 2002 von der Aga-Khan-Stiftung gegründet. Und die Existenz von Pamir Energy ist ein bisher einmaliges Experiment. Für 25 Jahre übernimmt das Unternehmen das gesamte Energienetz in Gorno-Badakhshan, dem östlichen, im Pamir gelegenen Teil Tadschikistans. Doch gerade diese Region ist besonders hart von der Energiekrise betroffen.

„Gorno-Badakhshan ist die am wenigsten entwickelte Region in Tadschikistan. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sank die Stromerzeugung, und die Region kam in eine gefährliche Situation: 70 Prozent der Wälder wurden abgeholzt in den 90er Jahren nur aufgrund der Energiekrise.”

Vor allem die ökologischen Folgen der Krise werden im Pamir besonders deutlich. Wie in Murghab, kurz vor der chinesischen Grenze. Die Gegend ist unwirtlich, ein trockenes Wüstenplateau auf über 3.000 Metern Höhe. Die Winter sind eiskalt, stürmisch und trocken.

Etwa 16.000 Menschen leben hier, in schlecht isolierten Lehmhäusern, ohne fließendes Wasser, ohne Gas. Strom gibt es nur jeden zweiten Tag. Die Bewohner sind darauf angewiesen, wie in alten Zeiten mit Holz zu heizen und zu kochen, so wie die Familie von Gulsara. Die junge Frau lebt zusammen mit ihren Eltern, zwei jüngeren Schwestern, ihrem Mann und ihrem neu geborenen Sohn in einem Haus mit zwei Zimmern. Im Winter holt die Familie sogar die jungen Ziegen mit ins Haus, weil es für die im Stall zu kalt ist.

Jeden Morgen müssen Gulsara und ihre Schwestern Wasser vom Brunnen auf der Straße holen und es auf dem kleinen Holzofen zum Kochen bringen. Damit wird das Baby gewaschen – und anschließend die Wäsche. Der Ofen ist der Mittelpunkt des Hauses, Gulsara backt und kocht darauf. Und er ist die einzige Möglichkeit, die beiden Räume zu heizen.

„Wir haben uns dran gewöhnt. Am Anfang war es schwierig, alle Brunnen waren kaputt, es gab nichts. Aber für die Viehherden ist die Gegend gut, sie fressen die Teresken-Sträucher, die Weiden sind sehr ergiebig.”

Teresken, von dem Gulsara erzählt, ist ein Wüstenstrauch – der einzige, der mit dem Klima zurechtkommt – und Überlebensgarantie der Menschen hier oben.

Er ist der einzige Brennstoff, den es hier gibt. – Einmal in der Woche kauft Gulsaras Familie ein Bündel Teresken auf dem Basar von Murghab. Hier stehen ein paar Männer vor Schubkarren und Lkws und bieten die zusammengepressten Reisigbündel zum Verkauf an.

„Nein, das kann nicht sein, lasst uns das wiegen ….. hier, das sind acht, zehn Kilo. Hier, das ist ganz feiner Teresken, ohne was anderes dazwischen, hier 15, 20 Kilo ….”

15 Somoni etwa kostet ein Bündel Teresken, drei Euro. Bei einem Durchschnittslohn von 100 Somoni pro Monat – 20 Euro – viel Geld. Die Männer wissen, dass der Teresken knapp wird. Doch sie haben keine Alternative, als für die ganze Stadt das Heizmaterial heranzuholen und sich damit ein paar Somoni zu verdienen.

„Wir holen den Teresken von weither, 70, 80, 100 km, früher ist er hier gleich um die Ecke gewachsen. – Vor der Perestroika haben wir die nicht gebraucht. Wir haben gut verdient, es gab Arbeitsplätze, wir haben unser Geld bekommen. – Ich habe in der Lederfabrik gearbeitet. – Und ich war Elektriker – Na ja, jetzt gibt es keinen Strom mehr. Wozu braucht man da Elektriker?”

Die Menschen haben keine Wahl, sie müssen mit Teresken heizen, weil weder Öl noch Gas oder Kohle hierher geliefert werden wie früher. Auch Jumabai Nazarbekow weiß das, dennoch ist für ihn klar – bald könnte es mit dem Leben hier oben vorbei sein.

Nazarbekow hat ein paar Dutzend Yaks und Schafe und er lebt von den Tieren. Im Winter sind seine Herden etwa zehn Kilometer vor der Stadt Murghab, im Sommer treibt er sie weit in die Berge hinauf. Doch jedes Jahr muss er weiter weg mit seiner Herde, denn die Yaks, die sich hauptsächlich von Teresken ernähren, finden sonst nichts mehr zu fressen.

„Die Leute sagen, es gibt schon fast keinen Teresken mehr. Das wird bald übel für das Vieh aussehen. – Wahrscheinlich wird es in fünf Jahren schon nichts mehr geben. Die müssen uns Kohle herbringen, oder Elektrizität, sonst erwartet uns Schlimmes.”

Das Fatale: Im trockenen Klima von Murghab brauchen die Sträucher bis zu 40 Jahre, um überhaupt zu wachsen. Doch damit die Leute genug zum Heizen haben, graben sie die Teresken-Sträucher mitsamt den verholzten Wurzeln aus.

„Die Leute sägen extrem am eigenen Ast, auf dem sie sitzen. Das machen sie nicht, weil sie’s nicht verstehen oder nicht anders wollen. Sie sind dazu gezwungen. Sie können nirgendwo anders hin und sie bekommen keine Versorgung von außen. Das einzig verfügbare Brennmaterial, das sind diese Teresken-Sträucher. Und das ist aber auch gleichzeitig das wichtigste und einzige Viehfutter, für Yaks, Schafe, Ziegen. – Also, es ist ein Teufelskreis, aus dem man nur herauskommen kann, wenn man die Energiefrage löst.”

André Fabian arbeitet im Pamir für die GTZ. Er sucht nach Alternativen, wie die Leute in Murghab leben können, ohne ihre Umwelt weiter zu zerstören. Und er ist davon überzeugt, dass es solche Wege gibt. Solarenergie sei eine Möglichkeit, auch Windenergie. Doch bevor man teure Hightech-Technologien finanziere, seien einfache Lösungen gefragt.

„Es ist die Sache von Wärmeisolierung, von effektiveren Öfen, und es ist eine Sache der Bewusstseinsbildung. Denn denen ist häufig nicht bewusst, dass sie im Prinzip ihr knappes Geld aus dem Fenster werfen.”

Yakzüchter Nazarbekow setzt auf wieder verwertbare Rohstoffe – und heizt mit Yak-Mist.

„Ich grabe keinen Teresken aus und kaufe keinen. Ich habe hier den trockenen Mist, und heize damit.”

Die Gegend von Murghab steht nicht allein da mit ihren schier unlösbaren Problemen. In Ishkashim, weiter im Süden, direkt an der afghanischen Grenze haben die Menschen die Natur schon so weit zerstört, dass sie zur Gefahr wird.

Ishkashim liegt am Fluss Pjansch in einem breiten Tal. Auf der einen Seite Tadschikistan, dort Afghanistan. Seit Jahrhunderten wachsen in der Fluss-Aue Pappeln, Birken, Aprikosenbäume.

Doch auch in dieser Gegend hat die Energiekrise ihre Spuren hinterlassen – und das, obwohl es hier genug Wasser gibt.

Weil die 40 Jahre alten Wasserkraftwerke aus Sowjetzeiten nicht mehr funktionierten, haben die Menschen hier die Auenwälder gerodet. Die staatliche Forstverwaltung, die für den Wald verantwortlich ist, kann das kaum verhindern.

Die Bewohner holen sich Holz, wenn sie es brauchen, ohne auf das Wachstum der Bäume zu achten. Sie treiben ihre Ziegen und Schafe in die Wälder, die die jungen Triebe abfressen.

Doch als Selbstversorger bleibt den Leuten oft keine Wahl. Auf der Straße, die neben der Flussaue des Pjansch verläuft, ziehen Schafherden entlang, dazwischen Männer mit riesigen Holzbündeln auf dem Rücken – 50 bis 70 Kilo schwer. Einer der Männer erzählt, dass er noch 35 Kilometer laufen müsse, die Hänge hinauf, um seine fünfköpfige Familie mit Holz zu versorgen.

„Das Leben ist hart, im Winter haben wir keinen Strom, deshalb muss ich Holz holen, um Feuer zu machen.”

Sangyrbek, ein Bewohner von Ishkashim, zeigt, was passiert, wenn der Wald abgeholzt wird.

„Dieses Stück verwildert jetzt. Hier war zu Sowjetzeiten alles Wald, sie haben alles abgeholzt. Unsere Großväter haben erzählt, dass der Wald aus dem 18. Jahrhundert war, hier haben sogar Wildschweine gelebt.”

Wenn die Bäume verschwinden, hat das langfristige Folgen für die Bewohner der Aue. Denn der Wald am Flussufer schützt die wenigen landwirtschaftlich nutzbaren Flächen.

„Er hält die Erdmassen zurück. Er hat eine wichtige Funktion für die Uferbefestigung. Der Pjansch-Fluss mäandriert sehr stark, geht in Siedlungsflächen rein, wenn dort keine Schutzwälder sind. Er geht in Ackerflächen rein die extrem knapp sind im Pamir. Und was problematisch ist, sind Staubstürme. Der Wald dient dazu, Staubbelastung und Dünenwanderungen zu verhindern.”

Um die Wälder am Pjansch zu erhalten, hat die GTZ mit der Forstverwaltung einen Pilotversuch gestartet. Mit Pachtverträgen für einzelne Waldstücken sollen die Bewohner den Wald in Pflege nehmen und selbst schützen. Ziel sei es nicht, den Wald gar nicht mehr zu nutzen, so André Fabian.

„Die Idee ist, die Waldnutzer, die die Waldressourcen bisher illegal genutzt haben, dass sie Nutzungsrechte bekommen und damit auch ein Verantwortungsgefühl. Diese Nutzungsrechte müssen natürlich langfristig sein, damit die Waldnutzer, jetzt Waldpächter, investieren, damit sie selber Zäune bauen, dass das Vieh nicht reinkommt, damit sie aufforsten, damit sie die Bewässerungsgräben sauber halten und instand halten.”

Dennoch – wie lässt sich das Energieproblem in den weit abgelegenen Regionen des Pamir, in Murghab oder Ishkashim, lösen?

„Was eine Strategie ist, die offensichtlich auf der afghanischen Seite Badakhshans gut funktioniert, sind dezentrale kleine Wasserkraftwerke, die für einzelne Dörfer den Strom liefern.”

Eine dieser kleinen Anlagen steht auch in Ishkashim. Bis vor kurzem funktionierte sie nur sehr unzuverlässig. Doch nun, da das kleine Wasserkraftwerk in die Verwaltung von Pamir Energy übergegangen ist, wird es regelmäßig instand gehalten und produziert Strom für etwa 20.000 Einwohner.

„Das erste Ziel ist es die Kunden verlässlich mit Strom zu versorgen. Und zweitens wollen wir ökonomisch erfolgreich arbeiten, zu gleicher Zeit aber bezahlbare Tarife behalten.”

Um Energie zu erzeugen, sind Investitionen nötig. Das zahlen am Ende immer auch die Nutzer. Dass die Energie-Preise in Tadschikistan erschwinglich bleiben und sich die Stromerzeugung dennoch rechnet, ist eine der wichtigsten Aufgaben der tadschikischen Regierung in der kommenden Zeit. Gisela Hayfa von der GTZ:

„Das ist natürlich auch ein schwieriger und dorniger Weg. Und das ist auch für die Regierung keine einfache Aufgabe. Aber sie muss angepackt werden. Denn sonst geht’s in der Tat weiter bergab und das wird dann irgendwann wieder in Instabilität, auch politische Instabilität münden.”

Das kleine Wasserkraftwerk, das Seodin Kassymow im Dorf Rogi Pajon im Verzob-Tal gebaut hat, läuft immer noch. Seine Frau Fatima sah anfangs mit gemischten Gefühlen, wie ihm das Geld durch die Finger rann.

„Ich hab sie immer wieder um Geld gebeten, und sie, wozu brauchst Du das? Ich brauch es eben, sagte ich. – Dann kam ich wieder mit irgendeinem Metallteil in der Tasche an, und sie fing an zu schimpfen.”

Heute schimpft Fatima Kassymowa nicht mehr.

„Ich wollte das nicht, mir war das peinlich, ich dachte, wenn das nichts wird? Was soll ich denn den Nachbarn sagen? Drei Monate lang haben sie geschuftet. – Auch wenn ich geschimpft habe. – Jetzt bin ich überglücklich, dass sie das Kraftwerk gebaut haben, und ich bin stolz. Wir haben Strom und die Nachbarn auch.”