Ich wurde gerade von der Almaty-Telekom angerufen: “Möchten Sie nicht den neuen Internet-Tarif (den ich seit Anfang März nutze) wieder in den alten umwandeln? Wenn Sie diesen Tarif beibehalten, könnte es sein, dass Ihr Internet in den kommenden Monaten gar nicht mehr funktioniert. – Wenn Sie einverstanden sind, mache ich den Tarifwechsel, den Sie veranlasst haben, wieder rückgängig.”

Nein, das möchte ich nicht!

Ich bin nämlich ausgesprochen zufrieden mit meinem Internetzugang, der zwar manchmal, vor allem abends, etwas langsam ist, aber im Großen und Ganzen zuverlässig funktioniert. Seit kurzem bietet die Telekom in Kasachstan – der marktbeherrschende staatliche Internet-Monopolist – einen neuen “tarifny plan” an, Megaline Turbo, Download-Geschwindigkeit 8.192 kb/s, Upload 1.24 kb/s. Genau den nutze ich seit Anfang März. Das Upgrade im vergangenen Monat vom langsameren Tarif Megaline Hit (Download-Geschwindigkeit 2.048 kb/s) war ganz einfach möglich –  einfach im Kundenbereich auf der Internetseite der Telekom den neuen Tarif angeklickt und im nächsten Monat wurde automatisch umgestellt. Ganze 1.000 Tenge teurer ist es jetzt, fünf Euro, das ist zu verkraften für ein spürbar schnelleres Internet.

Doch hat sich die kasachische Telekom wohl übernommen – die Netz-Kapazitäten reichen nicht. Jetzt werden, wie eben mir passiert, die Kunden angerufen und gebeten, in den langsameren Tarif zurückzuwechseln. Denn scheinbar haben die kasachischen Internetnutzer begeistert und zu Tausenden auf den schnelleren Turbo-Tarif umgestellt. Ein Ansturm, den die Telefongesellschaft hier offensichtlich nicht erwartet hat.

Die nette Dame am Telefon bestätigte mir den Grund und die nun gestartete telefonische “Rückruf-Aktion”. Sie wolle zudem nochmal “meine Linie” überprüfen lassen, ob sie dem Internet-Verkehr nicht vielleicht doch standhalte. Und sie wird mich vorerst nicht downgraden. Das alles, nachdem ich vehement meine Begeisterung über die verbesserten Angebote und den guten Service der Almaty-Telekom zum Ausdruck gebracht hatte. Und das ist nicht mal gelogen. Die Internet-Verfügbarkeit hat sich in den letzten fünf Jahren zumindest in den kasachischen Städten enorm verbessert.

Internet-Zensur ist dagegen ein anderes Thema, gesteuert durch ein rigides Internet-Gesetz, das  im Juli 2009 verabschiedet wurde. Das regelt beispielsweise, dass Blogs, soziale Netzwerke und chatrooms nun als “Massenmedien” gelten, somit deren Betreiber und Nutzer strafrechtlich haftbar sind und die Regierung berechtigt ist, derartige Seiten nach Gutdünken abzuschalten, unzugänglich zu machen und zu zensieren, wie es eben gerade passt.

Bis heute sind beispielsweise alle Seiten von blogspot.com oder livejournal.com von Kasachstan aus nicht erreichbar, oder nur über Proxy-Server. Die kritische Internetzeitung zona.kz ist wegen mehrfacher Abschaltungen zur im Ausland gehosteten Domain zonakz.net gewechselt, und medialaw.kz, eine Seite, die Buch führte über die Zensur in Kasachstan, wird auch nicht mehr betrieben.

Dafür gibt es aber Adilsoz, den Internationalen Fond zum Schutz der Pressefreiheit, und die Yahoogroups “Young_Professionals_kz” und “infokaz”, alles sehr ergiebige Quellen und – bisher – frei zugänglich.

Ich hoffe natürlich, dass mir das schnelle Internet erhalten bleibt – und ebenso der Zugang zu unzensierten Inhalten, posmotrim, schauen wir mal, was daraus wird.