Kasachstan richtet die Syrien-Konferenz am 23. Januar in seiner Hauptstadt Astana aus. Für das zentralasiatische Land ist das eine Chance, sich als Vermittler bei internationalen Konflikten zu profilieren. Die Strategie, so politisch mehr Gewicht zu erlangen, verfolgt das muslimisch geprägte Land schon seit Längerem.

Egal, wie die Syrien-Gespräche am 23. Januar in Astana verlaufen werden: Einen Gewinner gibt es jetzt schon. Kasachstan – bekannt für den falschen Kasachen Borat und seine milliardenteure, aus der Steppe gestampfte Hauptstadt – ist international im Gespräch. Ausgerechnet hier sollen sich die verfeindeten Parteien des seit 2011 anhaltenden syrischen Bürgerkriegs einigen. Für Kasachstan ist das ein enormer Prestigegewinn.

Kasachstan als Vermittler im Syrienkonflikt

Egal, wie die Syrien-Gespräche am 23. Januar in Astana verlaufen werden: Einen Gewinner gibt es jetzt schon. Kasachstan – bekannt für den falschen Kasachen Borat und seine milliardenteure, aus der Steppe gestampfte Hauptstadt – ist international im Gespräch. Ausgerechnet hier sollen sich die verfeindeten Parteien des seit 2011 anhaltenden syrischen Bürgerkriegs einigen. Für Kasachstan ist das ein enormer Prestigegewinn.

Dass Kasachstan das Vertrauen mehrerer Seiten hat, ist dem historisch-politischen Zwittertum Kasachstans zu verdanken – eine mit Russland eng verwobene Ex-Sowjetrepublik, islamisch geprägt, mit besten Kontakten in den Nahen Osten.

Russland und Kasachstan verbindet nicht nur die 6.000 Kilometer lange Grenze, sondern vor allem die 2015 gegründete, im Westen als „Sowjetunion 2.0“ verpönte Eurasische Wirtschaftsunion. Rund 70 Prozent der Bevölkerung sind Muslime meist sunnitischen Glaubens. Und so gehören neben Russland und dem benachbarten China auch die Türkei und Saudi-Arabien zu den Top 10 der Wirtschaftspartner.

Die Balance internationaler Partnerschaften ist Ergebnis der so genannten „Multivektor-Politik“ Kasachstans. Nasarbajew hatte diese schon 1991 zum wichtigsten außenpolitischen Prinzip erklärt, kurz nachdem er Präsident des damals gerade unabhängig gewordenen Kasachstans geworden war.

Aufstieg in die Weltpolitik

Seitdem regiert der Autokrat Nasarbajew das Land. „Erst die Wirtschaft, dann Demokratie“ ist sein Leitspruch. Staat und Wirtschaft sind durch Nepotismus und Korruption aufs Engste verwoben – Platz 123 von 168 belegt das Land auf dem Korruptionsindex von Transparency International. Das nahezu ausschließlich von Öl-Einnahmen abhängige Kasachstan ist derzeit wirtschaftlich arg gebeutelt. Dennoch ist es in Zentralasien regionale Führungsmacht – und diese Führungsrolle will Kasachstan zunehmend auch international spielen.

Die anstehenden Syrien-Gespräche reihen sich ein in Jahre währende, wohlkalkulierte Bemühungen, sich auf internationalem Parkett als seriöser Mediator zu profilieren.

Kasachstan vermittelte bereits zwischen Aserbaidschan und Armenien im Berg-Karabach-Konflikt. 2013 wurde hier das iranische Atomprogramm diskutiert. Als seinen jüngsten Erfolg sieht Nasarbajew die Beilegung der Spannungen zwischen Russland und der Türkei im August 2016. Auch im Ukraine-Konflikt wollte Kasachstan in den Ring als Vermittler, wurde jedoch von Belarus ausgebootet. Seit dem 1. Januar ist Kasachstan nun erstmals nicht-ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat und hat damit den Aufstieg in die erste Liga der Weltpolitik geschafft.

Als Brücke zwischen Ost und West ist Kasachstan tatsächlich prädestiniert. Scheu vor internationaler Verantwortung hat die Führung dabei nicht. Vom Erfolg der Syrien-Gespräche wird nun aber auch abhängen, wie glaubwürdig Kasachstan in seiner neuen Rolle tatsächlich ist.

Magazin Ostpol, 23. Januar 2017